Im Rahmen der rot-grünen Tagung "Hand in Hand – Integration von Geflüchteten in der Region Hannover" kamen über 200 kommunalpolitische Aktive, Ehrenamtliche und Geflüchtete zusammen, um über die Integration von Geflüchteten zu diskutieren. Dabei spielten verschiedene Aspekte, wie Grenzen der Ehrenamtlichkeit und Spracherwerb, eine Rolle.

Frauke Patzke, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und Matthias Miersch, SPD
Matthias Miersch und Frauke Patzke bei der Begrüßung der Teilnehmenden.
v.l.n.r: Claudia Schüßler, Hauke Jagau, Matthias Miersch, Vanessa Krukenberg, Stefan schostok, Frauke Patzke, Gabriele Heinen-Kljajić

Einigkeit bestand in den Foren, dass Sprache der Schlüssel für eine gelungene Integration ist. "Wir müssen dafür sorgen, dass die Flüchtlinge nicht in bürokratischen Warteschleifen allein gelassen werden, sondern schnell einen Zugang zu Sprachkursen erhalten. Dafür gilt es, eine aufeinander abgestimmte, lückenlose Bildungskette zwischen Bund, Land und Kommunen zu gestalten", so Gabriele Heinen-Kljajić, niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur.

Auch der Vorsitzende des SPD-Unterbezirks der Region Hannover, Matthias Miersch, stellte besonders die Wichtigkeit des aktiven politischen Handelns heraus: "Mich beeindruckt nach wie vor das große ehrenamtliche Engagement. Die Helferinnen und Helfer dürfen wir nicht allein lassen! Insbesondere für den schnellen Spracherwerb, für Bildung und Teilhabe am Arbeitsmarkt muss Politik jetzt gute Rahmenbedingungen schaffen, damit eine schnelle Integration möglich ist. Klar ist auch: Das können die Kommunen nicht alleine schaffen! Auch der Bund ist hier in der Pflicht."

Oberbürgermeister Stefan Schostok betonte, dass im Augenblick zur Bewältigung der Herausforderung die Erhöhung der Zahl der hauptamtlich Beschäftigten unabdingbar sei. Auch um das Ehrenamt zu entlasten und zu unterstützen, ist zusätzliche hauptamtliche Arbeit erforderlich: "Es wird uns Geld kosten und dieses Geld ist es wert, sodass aus dem bisherigen ehrenamtlichen Band durch die Unterstützung des Hauptamtes ein ganz festes wird."

Die Wohnsituation in der Region Hannover stellt eine weitere Herausforderung dar, die es zu bewältigen gilt. Denn die Region ist für viele Bevölkerungsgruppen attraktiv und wächst zunehmend. "Es muss in der Region Hannover Wohnraum für alle geben", so Christine Kastning, SPD-Fraktionsvorsitzende im Rat der Stadt Hannover. Bei der Unterbringung der Geflüchteten greift die Region bisher in 62 Prozent der Fälle auf Notunterkünfte zurück. Schostok forderte, den Wohnungsbau zu forcieren: "Wir wollen schnell aus dem Thema der Notunterkünfte heraus. Es geht kurz- und mittelfristig um den regulären Wohnungsbau. Die Häuser, die wir bauen, sind nicht temporär sondern auf Zukunft ausgerichtet." Es sei wichtig, eine soziale Durchmischung in den Nachbarschaften zu erreichen. Die dezentrale Unterbringung und Integration sei das Ziel.

Mustafa Erkan, MdL berichtete auch aus seiner Perspektive als stellvertretender Bürgermeister von Neustadt am Rübenberge: "Ich habe bisher nur positive Erfahrungen mit den zu uns Geflüchteten gemacht. Für mich sind das neue Nachbarn und Freunde, die wir brauchen."

Im Workshop "Integration – Wie wollen wir miteinander leben?" wurde festgestellt, dass es notwendig sei, Flüchtlingen transparent darzustellen, welche Erwartungen die Gesellschaft an sie richtet. "Wir bauen gerne die Brücke, die Geflüchteten müssen sie dann aber auch überschreiten", sagte Pico Jordan, Sozialdezernent der Region Hannover. Der Anspruch auf die eigene Kultur und Identität darf hierbei jedoch nicht in den Hintergrund treten. "Wir dürfen niemanden dazu drängen, seine Kultur und Identität aufzugeben und eine andere anzunehmen", forderte Adis Ahmetovic, Jusos-Vorsitzender in der Region Hannover.

In Hinblick auf die rechtspopulistische "Alternative für Deutschland" formulierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Workshops eine klare Meinung. Claudia Schüßler, Mitglied im Vorstand des SPD-Unterbezirks, resümierte: "Wir müssen jeden Tag für die Demokratie kämpfen und die AfD mit Argumenten stellen."